Brettspiele

waren ein beliebter Zeitvertreib für die ganze Familie, für jung und alt. Am meisten verbreitet war wohl der große Spieleklassiker "Mensch ärgere Dich nicht", der schon 1910 erstmals erschien. Nicht selten saßen bei diesem Spiel mit Großeltern, Eltern und Kinder drei Generationen um das Spielbrett und würfelten um ihr Glück und entgegen dem Titel des Spieles wurde sich dabei oft kräftig geärgert. Auch "Fang den Hut" war ein alter Spielklassiker aus der Kinderzeit unsere Eltern. Inzwischen waren die Hütchen aber schon aus Plastik und nicht mehr aus Pappe.
Brettspiele konnten zur Not auch selbst hergestellt werden. So hatte z.B. meine Tante ein Mühle- und ein Damespiel auf ein Stück Karton gezeichnet. Gespielt wurde mit schwarzen und weißen Knöpfen. Unterhaltung und Spannung waren noch ohne großen Aufwand und technischen Schickschnack möglich.

Spiele waren ein beliebtes Geschenk für Weihnachten oder Geburtstage. Kleinere Kinder spielten das Angelspiel. Es bestand aus einen Pappkasten, indem sich verschiedene Pappfiguren in Form von Meeresgetier befanden. Diese Figuren enthielten einen kleinen Metallring. Mit einem an einer Angel befestigtem Magnet musste man nun, ohne in den Kasten zu schauen, die Figuren herausangeln. Die Figuren hatten unterschiedliche Werte und wer am Schluß die meisten Punkte geangelt hatte war der Sieger.

Größere Kinder und Erwachsene spielten Monopoly. Ein weltweit bekanntes Brettspiel, das während der großen Weltwirtschaftskrise Anfang der 30er-Jahre in den USA populär wurde. Charles Darrow, der lange Zeit als Erfinder des Spiels galt, war einer der vielen Arbeitslosen jener Zeit. Die Lizenzhonorare von Monopoly machten ihn zum Millionär. Der Ursprung von Monopoly geht jedoch auf das bereits 1904 erschienen Spiel "The Landlord´s Game" von Elizabeth Magie Phillips zurück und so gilt seit einem Rechtsstreit im Jahre 1974 Elizabeth Magie Phillips als Erfinderin von Monopoly. Die Stadt, die dem Spiel die Straßennamen gab, war Atlantic City in New Jersey. Als 1973 in Atlantic City einige Straßennamen umbenannt werden sollten, eine eigentlich harmlose, lokale Angelegenheit, verbreitete sich dies blitzschnell bei allen Monopoly-Spielern in Amerika und löste eine riesige Protestwelle aus, so dass letztlich das Vorhaben zurück genommen und eingestellt wurde¹.
Monopoly wurde ab 1936 auch in Deutschland gespielt. Die ursprünglichen amerikanischen Straßennamen wurden durch Berliner Straßennamen ersetzt. Die teuerste Straße in den 30er- und 40er-Jahren war eine Straße aus einem Berliner Nobelviertel, die "Insel Schwanenwerder", in der in der Zeit des Nationalsozialismus zahlreiche Nazi-Funktionäre wohnten. 1953 ersetzte man diese Straßennamen durch die heute noch üblichen, fiktiven Allerwelts-Straßennamen wie Poststrasse, Neue Strasse oder Bahnhofsstrasse.
Ziel des Spiels ist es, sich durch den Erwerb von Grundstücken, Häusern und Hotels ein Imperium (Monopol) aufzubauen und alle anderen Mitspieler in die Insolvenz zu treiben. Aufgrund dieses kapitalistischen Hintergrundes war das Spiel in den kommunistischen Ländern verboten.
Stundenlang war man damit beschäftigt, Straßen, Bahnhöfe oder Versorgungswerke zu kaufen, Häuser und Hotels zu bauen und seinen Reichtum zu mehren oder auch möglichst unbeschadet seine Runden durch die Straßen zu ziehen. Die Schloßallee war das teuerste und beliebteste Objekt für die, die es besaßen und das gefürchteste, für die, die es nicht besaßen. Landete man auf der mit Häuser oder gar einem Hotel bebauten Schloßallee, bedeutete das in den allermeisten Fällen den finanziellen Ruin und damit das Ende für den jeweiligen Spieler.

Der Aufbau eines Imperiums war auch das Ziel in dem Spiel Risiko. Allerdings ging es diesmal nicht um Immobilien sondern um nichts Geringeres als die Eroberung der Welt. Das Anfang der 50er Jahre in Frankreich erfundene Spiel gehört zu den weltweit bekanntesten Strategiespielen. Bis zu 6 Spieler versuchten auf einer vereinfachten Weltkarte mit 42 Ländern, wechselseitig durch geschickten Einsatz ihrer Armeen und mit Würfelglück Länder und Kontinente zu erobern. Da so eine Welteroberung mitunter sehr viel Zeit in Anspruch nahm, gab es eine verkürzte Variante, in der mittels Auftragskarten nur einzelne Kontinente erobert oder die Armeen eines Mitspielers vernichtet werden mussten. Das Spiel hat bis heute überlebt und ist inzwischen in unterschiedlichen Versionen, z.B. die Narnia-, Star Wars - oder Herr der Ringe Versionen, mit leicht abgeänderten Regeln und Figuren erhältlich.

Ein aus Deutschland stammendes Spiel, war das 1960 erschiene "Malefiz", das unter dem Namen "Barricade" auch ins Ausland exportiert wurde. Ähnlich wie bei "Mensch ärgere dich nicht" muss man auch hier seine Spielfiguren mit Würfelglück über viele Felder zum Zielfeld bewegen. Auch darf man die Figuren seiner Mitspieler wieder zu ihrem Ausgangspunkt zurück werfen und ihnen zusätzlich noch weiße Sperrsteine in den Weg legen.

Eher weniger bekannt war das Jagdspiel, bei dem man mit den Spielfiguren eine Wald- und Gebirgslandschaft durchquerte und dabei mit dem Würfel Jagd auf Wildtiere machte. Dabei konnten Gebirgsschluchten, als auch größere Tiere wie Wolf und Bär zum Verhängnis werden. Wer unversehrt und mit der größten Beute zurückkehrte hatte gewonnen.

Auch für Wissensvermittlung waren Brettspiele hilfreich. Bei den Reisespielen (Deutschland-, Europa-, Weltreise) musste man auf der Karte bestimmte Orte besuchen und dort bestimmte Aufgaben erfüllen. Das 1962 erschienene Spiel Deutschlandreise führte die Mitspieler durch das Gebiet der der damaligen Bundesrepublik Deutschland sowie der Deutschen Demokratischen Republik und am Rand des Spielbretts ein kleines Stück über die Oder-Neiße-Grenze hinaus. Längergrenzen waren keine eingezeichnet, dafür Städte, Flüsse, Gebirge und Sehenswürdigkeiten. Die Spieler jener Reisespiele erwarben sich nicht nur Kenntnisse für das Schulfach Erdkunde sondern auch noch Vorteile in dem damals beliebten Spiel "Stadt, Land, Fluss".

Etwas technischer waren Elektrospiele. Das Spielfeld bestand dabei aus elektrischen Kontakten, auf die jeweils ein Aufgaben- und ein dazugehöriges Antwortenblatt gelegt wurden. Mittels zweier Kontakte musste man eine Frage mit der richtigen Antwort verbinden, um ein kleines Birnchen zum Leuchten zu bringen. Frage- und Antwortblätter gab es zu verschiedenen Wissensgebieten und mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden.

Mit etwa 12 Jahren machte ich dann Bekanntschaft mit dem Spiel der Könige, dem Schachspiel. Dieses Spiel zog mich für viele Jahre in seinen Bann. Mit Kunststofffiguren, einem aufrollbaren Kunststoffspielfeld, verstaut in einem Holzkasten war es transportabel, man konnte es (fast) überallhin mitnehmen. Noch praktischer waren kleine magnetische Schachspiele oder Ausführungen mit Steckfiguren. Mit ihnen konnte man auch Partien während des Schulunterrichts unter der Schulbank austragen. Später besaß ich auch ein festes, größeres Spielfeld aus Holz mit Edelholzfiguren.



¹ Informationen, Strategie und Taktik über das Monopoly-Spiel liefert das Buch "The Monopoly Book" von Maxine Brady aus dem David McKay Verlag.



Abbildungen (von oben nach unten):
1: Mensch ärgere Dich nicht, Schmidt Spiele, Berlin
2: Fang den Hut, Ravensburger Spiele, Otto Maier Verlag Ravensburg
3: Monopoly, Parker, Vertrieb durch Hasbro Inc., Soest
4: Risiko, Parker
5: Malefiz, Ravensburger Spiele, Otto Maier Verlag Ravensburg
6: Das Jagdspiel, Ravensburger Spiele, Otto Maier Verlag Ravensburg
7: Deutschlandreise, Ravensburger Spiele, Otto Maier Verlag Ravensburg


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