Bei der Recherche zu dieser frühen Vorabendserie bin ich aufgrund des Serientitels ursprünglich davon ausgegangen , daß sich der Plot zeitbedingt um Geschehnisse an der innerdeutschen Zonengrenze drehte. Einigermaßen überrascht war ich dann doch,als ich erfuhr, daß die Handlung im Bodenseegebiet anzusiedeln war. Altersbedingt habe ich von dieser Reihe um 1960 noch nicht allzu viel mitbekommen
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"Es geschah an der Grenze" war eine der frühesten Auftragsarbeiten für die "Werbung im Südwestfunk GmbH". Die Drehbücher zur Serie stammten von verschiedenen Autoren wie Gerhard Biller, Fritz Böttger, Werner Illing und Kurt Heuser, die auch für zahlreiche spätere Reihen wie "Förster Horn", "Das Kriminalmuseum" oder "Die fünfte Kolonne" verantwortlich zeichneten. Im Fall der hier besprochenen Serie basierten alle Drehbücher ausnahmslos auf wahren Geschehnissen, die sich tatsächlich so in den 50er Jahren im Bodenseegrenzgebiet zugetragen hatten. Zur Unterstützung der Produktion stellte die Oberzolldirektion Freiburg ihre Unterlagen zur Verfügung.
Gedreht wurde rund um den Bodensee, der auch als Kulisse für praktisch sämtliche Folgen der Serie diente. Dabei gestalteten sich die Dreharbeiten unter der Regie von Rainer Gais und Wilm ten Haaf gelegentlich recht aufwendig, da sie nicht nur auf, sondern auch im Wasser stattfanden.
Worum ging es ? Alle Episoden starten stets nach dem gleichen Schema: ein Reporter (Rolf Castell) des Südwestfunks begibt sich in das Büro von Zollgrenzkommissar Zeisler (Hans Cossy). Dort bittet er den Beamten, aus seiner dienstlichen Tätigkeit zu berichten. Damit beginnt der eigentliche dramaturgische Handlungsablauf, der damit endet, daß sich der Zuschauer im Büro des Zollbeamten wiederfindet und erfährt, welche Strafen die ertappten Rechtsbrecher erhalten haben. Diese waren damals noch recht drastisch, so erhielt ein Schmuggler von 100 kg Zigaretten eine Haftstrafe von beachtlichen zwei Jahren.
Meist dreht sich der Plot um Schmuggler, die in den 50er Jahren überwiegend Kaffee, Zigaretten, Alkohol und Schokolade von der Schweiz nach Deutschland in teils erheblichen Größenordnungen beförderten.
Mit in die Handlung eingebunden ist der Polizeihund "Asta", der als "Schnüffler" in Fahrzeugen, Booten und anderen Verstecken eingesetzt wird.
Nach einigen Episoden wechselt sowohl die Regiebesetzung zu Rainer Geis als auch die Rolle des Reporters (Rainer Brönnecke) und die des erläuternden Zollbeamten, der nun Carsten (Hans Epskamp) heißt.
Die Serie war recht personalintensiv besetzt, und neben vielen unbekannteren Namen traten auch eine Reihe von populären Gaststars wie Konrad Georg, Rex Gildo, Karin Baal, Dietmar Schönherr, Reinhard Glemnitz, Wolfgang Völz, Gerd Vespermann und Herta Stahl auf.
In den Vorabendprogrammen der ARD liefen ab Februar 1960 vermutlich 13 s/w Episoden mit einer Laufzeit von 21 bis 23 Minuten. Über die tatsächliche Zahl der Folgen wird in den entsprechenden Foren bis heute diskutiert, da wohl verschiedene Regionalsender identische Folgen mit unterschiedlichen Episodentiteln versehen haben und dadurch unter fernsehhistorisch Interessierten für einige Verwirrung sorgen. Nachfolgend daher eine Auflistung von 13 Episodentiteln unter Vorbehalt, die weitere inhaltliche Aufschlüsse vermitteln können:
1. Jagd im Dunkel
2. Das Boot im Schilf
3. Spiel mit dem Feuer
4. Gesetz ist Gesetz
5. Nur ein kleiner Fisch
6. Die falsche Erbschaft
7. Zehn Zoll zuviel
8. Von Hand zu Hand
9. Zug um Zug
10. Um eine Nasenlänge
11. Das perfekte Alibi
12. Gefährliche Wege
13. Gefährliche Schmuggelpartie über den Bodensee
Bereits im Dezember 2011 brachte Studio Hamburg Enterprises die Serie als Kombi- DVD- Edition in seiner Reihe "Straßenfeger (39)" zusammen mit den Serien "Laura" und "Gesucht wird Mörder X" heraus, die kaum Wünsche offen lassen sollte. Bemängelt wird lediglich die teils leicht unscharfe Bildqualität, die altersbedingten Ursprung und digital nur schwer zu beseitigen ist.
Daneben sind sämtliche Episoden derzeit auch in voller Länge auf
www.youtube.com abrufbar.
"Es geschah an der Grenze" ist eine unterhaltsame Krimireihe aus der Frühzeit der regionalen ARD- Vorabendprogramme, die in eine Zeit fiel, als sich der "Import" von diversen Lebens- und Genußmitteln aus einigen Anrainerstaaten noch recht lukrativ gestaltete. Ich kann mich noch daran erinnern, bis in die Mitte der 60er Jahre mit meinen Eltern gelegentlich zur nicht allzu fernen holländischen Grenze gefahren zu sein, um dort preisgünstig Butter, Kaffee, Kakao u.ä. einkaufen zu können. Allein vor diesem zeitgeschichtlichen Hintergrund stellt die Serie auch heute noch ein wertvolles Zeitdokument dar
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