Krimiserien haben mich als Kind der 60er eigentlich nie übermäßig interessiert. Eine Ausnahme machten "Die Gentlemen bitten zur Kasse" von 1966 sowie "Tennisschläger und Kanonen" wegen der humoristischen Einlagen.
Die in den Jahren 1965 bis 1968 für NBC Network produzierte Agentenserie verstand sich als leichte Parodie auf das entsprechende Genre. Neu und für einige der damaligen Zuschauer unerhört war, daß ein Afroamerikaner erstmalig eine Hauptrolle in einer Serie des Hauptabendprogramms im amerikanischen Fernsehen einnahm.
Für Bill Cosby war das Format jedoch der Einstieg in seine darauf folgende steile Fernsehkarriere. Im Verlauf der Produktion von "I Spy" gab es Bestrebungen, Cosby durch einen anderen Schauspieler zu ersetzen. Sein Kollege Robert Culp protestierte dagegen jedoch energisch, so daß Cosby seine Rolle behielt. In späteren Jahren hat er es Culp stets gedankt, z.B. durch Einladungen in einige seiner Shows.
In den USA war die Agentenserie eher durchschnittlich erfolgreich und lief über 82 Episoden in 3 Staffeln.
Die Reihe erhielt 1967 den Golden Globe in der Kategorie "Beste Serie- Hauptdarsteller- Drama". Bill Cosby erhielt für seine Hauptrolle drei Emmys in Folge.
Worum ging es? Tennis- Profispieler Kelly Robinson (Robert Culp) und sein Trainer, "Scotty" Alexander Scott (Bill Cosby) arbeiten nebenbei auch noch für den amerikanischen Geheimdienst. Beide erleben zahlreiche Abenteuer im In- und Ausland, wobei sie immer wieder von "Scottys" profunden Sprachkenntnissen profitieren. Im Trailer wird die Verbindung von Tennisschläger und Waffe neben der sehr eingängigen Musik sehr überzeugend dargestellt.
In Deutschland lief die Serie mit zunächst 26 Folgen zwischen Juni 1968 und Juni 1969 im ZDF und war seinerzeit ein Quotenrenner. Ein Grund dafür war die kongeniale Synchronisation von Karlheinz Brunnemann und Rainer Brandt, die den beiden Protagonisten ähnlich wie einige Jahre später in "Die Zwei" zahlreiche flapsige Sprüche in den Mund legten.
In einigen Vorabendprogrammen der ARD liefen zwischen Oktober 1977 und Dezember 1978 weitere 29 Episoden unter dem geänderten Titel "Tennis lieber als Kanonen". Verschiedene Privatsender wiederholten und ergänzten dann in den 90ern die Synchronisation und Ausstrahlung dieser beliebten Serie.
Der 1930 geborene Kalifornier Robert Culp spielte vor und nach "I Spy" im wesentlichen nur in TV- Nebenrollen, z.B. in "Bonanza", "Columbo", "Kein Fall für FBI" oder "Tausend Meilen Staub". Culp starb 2010 an den Folgen eines Sturzes.
In den Jahren 2005 und 2006 wurden DVD- Editionen aller drei Staffeln verlegt, so daß Fans der Reihe voll auf ihre Kosten kommen. Auf
www.youtube.com sieht es dagegen, abgesehen von einigen kurzen Clips, mit kompletten Episoden in englischer oder deutscher Sprache z.Zt. finster aus.
2007 gab Robert Culp dem "Archive of American Television" ein dreistündiges Interview, das sehr sehenswert ist und in dem Culp unter anderem über die Entstehung von "I Spy" sowie sein Verhältnis zu Bill Cosby spricht.
Auszüge daraus sind derzeit bei youtube eingestellt.
In den USA erschien parallel zur TV- Serie zwischen 1965 und 1968 eine Romanreihe sowie eine Comic- Umsetzung, die zwischen 1966 und 1968 von Gold Key Comics verlegt wurde.
"Tennisschläger und Kanonen" ist m.E. eine der gelungensten Krimi- Parodien der 60er Jahre und in meinen Augen auch rund 50 Jahre nach seiner Entstehung immer noch absolut sehenswert
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