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    Mittwoch, 7. August 2013, 17:07

    Vertreterbesuche

    Der Alltag der 60er war nicht zuletzt durch eine Vielzahl von Besuchen an der Wohnungstür durch Handelsvertreter geprägt. Allen voran die damals unvermeidlichen Repräsentanten des Deutschen Bücherbundes und von Bertelsmann. Meine Mutter ließ sich zweimal, 1955 und 1967, von den entsprechenden Herrschaften zum Vertragsabschluß überreden, und hat es nachträglich jedesmal bereut.
    Im Prinzip war das Prinzip der "Bücherbünde" nicht schlecht, jedenfalls für Leseratten, die über den Konsum von Zeitungen und Zeitschriften hinausgingen. Bei meinen Eltern traf dies leider nicht zu, so daß sie meist vierteljährlich mit den obligatorischen "Auswahlbänden" beliefert wurden, die dann im Wohnzimmerschrank immerhin einen repräsentativen, wenn auch weitgehend unbenutzten Eindruck hinterließen.
    Auch gab es in den 60ern bereits Vorläufer von "Drückerkolonnen", die unter Vorspiegelung falscher Tatsachen ("Ja, Bertelsmann führt auch Schulbücher") Vertragsabschlüsse generierten.
    Neben den Buchclubwerbern gab es eine Vielzahl von "einfachen" Handelsvertretern, die für alle möglichen Produkte warben: Verkäufer von Lexikareihen aller Art, Staubsaugervertreter, Verkäufer von Bürsten, Pinseln und anderen Haushaltsartikeln usw.
    Daneben gab es eine damals bereits aussterbende Spezies: den guten alten Scherenschleifer. Eigentlich war er kein Hausierer im engeren Sinn, sondern betrieb ein Wandergewerbe. Oft handelte es sich um Kriegsversehrte, die auf diese Art versuchten, über die Runden zu kommen. Meine Mutter brachte diesen Herren schon aus Mitleid jedesmal ihre Messer und Scheren herunter und wunderte sich im Anschluß über die doch recht hohen Honorarforderungen. Ab den späten 60ern habe ich zumindest bei uns keine Besuche dieser Gewerbetreibenden mehr feststellen können.
    Schließlich gab es auch noch die "non- profit"- Vertreter an unserer Haustür, nämlich die Entsandten religiöser Einrichtungen. Allen voran die Zeugen Jehovas, wie es sie auch heute noch gibt, daneben Werber der Zeltmission, des Missionswerks Werner Heukelbach u.v.m.
    Profitiert hat das Gewerbe vor allem davon, daß zumindest die tüchtige Hausfrau und Mutter tagsüber anzutreffen war. Auch erlaubte die damals noch weitverbreitete anerzogene Höflichkeit, daß die Vertreter ihr Anliegen zumindest in Teilen vorbringen konnten.

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    Mittwoch, 7. August 2013, 20:40

    Neben diesen Vertretern, die auch bei uns hin und wieder an der Tür klingelten, gab es bei uns auf dem Dorf die "mobilen" Sammler und Verkäufer. Etwa die Lumpen- oder Alteisensammler, der Bäcker der 3 bis 4 mal die Woche nachmittags seine Runden drehte und frische Brötchen, Kaffeestückchen oder Nußecken anbot und im Sommer der Eisverkäufer. Während ihrer Rundreise durch das Dorf machten sie auf sich durch Glockengebimmel, der Lumpen- und Alteisensammler darüberhinaus auch noch durch lautes Rufen aufmerksam.

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    Mittwoch, 7. August 2013, 21:36

    Lumpensammler

    "Lummpenn, Eisenn und Papier...!", an diesen Ruf kann ich mich noch in Verbindung mit Glockengeläut dunkel erinnern. Ab und zu fuhren wohl damals noch Lumpensammler durch unsere Straße. Nur: wir lebten damals in einem Neubaugebiet. An Altlasten war für derartige Gewerbetreibende bei uns nicht viel zu holen.
    An einen Fall, diesmal von der Nachfrageseite, kann ich mich noch erinnern. Mitte der 60er kam eine Zigeunerin auf das Grundstück unserer Nachbarn und fragte nach Hühnern, die sie auch erhielt und bezahlte. Auf die Frage, ob sie die Tiere geschlachtet haben wolle, schüttelte sie nur den Kopf, nahm sich eins der Tiere nach dem anderen vor und drehte ihnen den Hals um. So rustikal waren damals noch die Zeiten :thumbup: .

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    Freitag, 26. September 2014, 15:59

    An Lumpensammler und ihre Rufe erinnere ich mich noch gut. Und daran, dass jeden Tag außer sonntags der Milchmann durch die Straßen fuhr, er kündigte sich immer mit einer Glocke an. Dann gingen die Frauen mit ihren Milchkannen hinaus und ließen sich die frische Milch hineinfüllen. Fahrende Eismänner sehe ich heute noch oft. Die drehen ihre Runden an Spielplätzen und stehen oft auch im Sommer in der Nähe von Schwimmbädern.

    Vertreter: Da fallen mir die Vorwerk-Vertreter ein. Meine Oma war bei einem davon eine gute Kundin.

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    Gestern, 23:01

    RE: Vertreterbesuche

    Meine Mutter (eine ebensolche Leseratte wie ich) war schon in den spaeten 50er Jahren Mitglied bei Bertelsmann.
    Ich bin 1975/1976 der Buechergilde Gutenberg beigetreten, weil sie als einziger Verlag in Germany "Die Sommerinsel" von Sloan Wilson herausbrachten.
    Da ich ihrem hochintelektuellen Niveau aber auf Dauer nichts abgewinnen konnte, trat ich wieder aus.
    Dann war ich jahrzehntelang bis zur Auswanderung im Jahr 2002 Mitglied bei Bertelsmann, fand es aber enttaeuschend, dass mehr und mehr ihrer Buecher nur noch als Taschenbuecher erschienen.
    Im Deutschen Buecherbund war ich auch Mitglied.

    Was ich nie verstanden habe: die Buecherbund/Bertelsmann Ausgaben werden von Fachleuten immer als minderwertig betrachtet?
    Warum?
    Unterscheidet sich der Text vom Original? Das waer das Einzige, was mich stoeren wuerde gegenueber einem teureren Buch aus dem Originalverlag.
    Der Alltag der 60er war nicht zuletzt durch eine Vielzahl von Besuchen an der Wohnungstür durch Handelsvertreter geprägt. Allen voran die damals unvermeidlichen Repräsentanten des Deutschen Bücherbundes und von Bertelsmann. Meine Mutter ließ sich zweimal, 1955 und 1967, von den entsprechenden Herrschaften zum Vertragsabschluß überreden, und hat es nachträglich jedesmal bereut.
    Im Prinzip war das Prinzip der "Bücherbünde" nicht schlecht, jedenfalls für Leseratten, die über den Konsum von Zeitungen und Zeitschriften hinausgingen. Bei meinen Eltern traf dies leider nicht zu, so daß sie meist vierteljährlich mit den obligatorischen "Auswahlbänden" beliefert wurden, die dann im Wohnzimmerschrank immerhin einen repräsentativen, wenn auch weitgehend unbenutzten Eindruck hinterließen.
    Auch gab es in den 60ern bereits Vorläufer von "Drückerkolonnen", die unter Vorspiegelung falscher Tatsachen ("Ja, Bertelsmann führt auch Schulbücher") Vertragsabschlüsse generierten.
    Neben den Buchclubwerbern gab es eine Vielzahl von "einfachen" Handelsvertretern, die für alle möglichen Produkte warben: Verkäufer von Lexikareihen aller Art, Staubsaugervertreter, Verkäufer von Bürsten, Pinseln und anderen Haushaltsartikeln usw.
    Daneben gab es eine damals bereits aussterbende Spezies: den guten alten Scherenschleifer. Eigentlich war er kein Hausierer im engeren Sinn, sondern betrieb ein Wandergewerbe. Oft handelte es sich um Kriegsversehrte, die auf diese Art versuchten, über die Runden zu kommen. Meine Mutter brachte diesen Herren schon aus Mitleid jedesmal ihre Messer und Scheren herunter und wunderte sich im Anschluß über die doch recht hohen Honorarforderungen. Ab den späten 60ern habe ich zumindest bei uns keine Besuche dieser Gewerbetreibenden mehr feststellen können.
    Schließlich gab es auch noch die "non- profit"- Vertreter an unserer Haustür, nämlich die Entsandten religiöser Einrichtungen. Allen voran die Zeugen Jehovas, wie es sie auch heute noch gibt, daneben Werber der Zeltmission, des Missionswerks Werner Heukelbach u.v.m.
    Profitiert hat das Gewerbe vor allem davon, daß zumindest die tüchtige Hausfrau und Mutter tagsüber anzutreffen war. Auch erlaubte die damals noch weitverbreitete anerzogene Höflichkeit, daß die Vertreter ihr Anliegen zumindest in Teilen vorbringen konnten.

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    Heute, 15:27

    Buchclub- Ausgaben

    Bei Bertelsmann waren wir exakt zweimal. Einmal in den späten 50er Jahren, als meinem alten Herrn oder meiner Mutter (beide waren gerade in ihren frühen Zwanzigern und hatten eigentlich für so etwas kein Geld) wohl an der Haustür ein Abo aufgedrückt wurde, und zum zweiten Mal in den späten 60ern, als ein Drückerpärchen doch kackfrech behauptete, Bertelsmann hätte auch Schulbücher. Was sich als Märchen herausstellte, denn Schulbücher waren und sind Ländersache.
    Das Resultat beim ersten Abo waren Auswahlbände der damailgen Bestseller, insbesondere auch von amerikanischen Lizenzausgaben wie Louis Bromfield: Der große Regen, Werke von P.S. Buck, z.B. Die gute Erde, John Knittel: Therese Etienne oder auch Taylor Caldwell: Einst wird kommen der Tag (lese ich gerade, sehr empfehlenswert).
    1969 bekamen wir dann als Auswahlband "Das Abenteuer der Mondlandung", einen sehr gut gemachten Bildband über die amerikanische Raumfahrt. Ich nehme an, daß meine Mutter dieses Abo sehr schnell wieder gekündigt hat, nachdem sich herausstellte, daß es keine Schulbücher im Angebot gab, denn an weitere Bücher aus diesem Zeitraum kann ich micht nicht erinnern.
    Warum die Buchclubausgaben bei Sammlern weniger beliebt sind ? Weil es sich nicht um Originalausgaben und schon gar nicht um Erstauflagen, sondern um Zweit- oder Drittverwertungen handelt, die darüber hinaus auch oft in sehr hohen Auflagen herausgegeben wurden. Als Lesefutter ideal, aber bei den Sammlern eher verpönt.