Die 60er und 70er Jahre waren die große Zeit der Zweit- und Drittverwertungen von Slapstick- Stummfilmen der 20er Jahre. Was in der heutigen Zeit vielen Nachgeborenen nur noch ein müdes Lächeln entlocken würde, war in den 60ern bei geeigneter Aufbereitung und entsprechender Kommentierung durchaus noch eine beliebte Unterhaltung für Jung und Alt.
Noch vor "Als die Bilder laufen lernten" oder "Väter der Klamotte" existierte in den frühen 60ern ein beim deutschen Publikum außerordentlich beliebtes Unterhaltungsformat: "Es darf gelacht werden". Zwischen Juni 1961 und September 1965 sendete der Hessische Rundfunk insgesamt 54 Episoden im 45- Minutenformat zur besten Sendezeit sonntags ab 20.15 Uhr im Abendprogramm der ARD. Einige der frühen Folgen wurden noch auf ARD 2 ausgestrahlt, das damals nur von relativ wenigen Zuschauern empfangen werden konnte. Nach geharnischten Protesten verlegte man die Sendung ab 1962 ins "Erste" und erreichte damit phänomenale Einschaltquoten von bis zu 80 %.
"Es darf gelacht werden" bestand aus sorgfältig ausgesuchten Slapstick- Sequenzen der Stummfilmzeit, die in den Kulissen eines "Kintopps" der 20er Jahre mit einem zeitentsprechend gekleideten Publikum von dem "Conferencier" Werner Schwier vorgestellt und auf unnachahmliche Art kommentierend begleitet wurden.
Zur stimmigen Atmosphäre trugen auch ein verstimmtes Klavier und eine Geige bei, die die Sequenzen entsprechend untermalten.
Für viele unvergessen ist Schwiers sich wiederholendes Startsignal an den Filmvorführer mit den Worten: "Ich gebe das Zeichen, vorausgesetzt, der Operateur sieht es".
Geboten wurden Sequenzen aus den Laurel & Hardy Produktionen und anderen bekannten Größen dieser Zeit wie Buster Keaton, der sich nicht zu schade war, 1962 selbst einmal zusammen mit dem Moderator dieser Sendung aufzutreten. Auch Harold Lloyd soll 1963 in einer Episode aufgetreten sein.
Fananfragen beim Hessischen Rundfunk nach Mitschnitten der Sendung ergaben, daß von diesem beliebten Unterhaltungsformat lediglich noch die Schlußepisode 54 erhalten und archiviert sei, diese aus Copyrightgründen aber nicht kopiert werden könne. Darüber hinaus produzierte Revue Film in den 60ern einzelne Zusammenschnitteditionen des Formats als Super 8- Schmalfilme, die immer wieder einmal z.B. auf ebay oder Flohmärkten auftauchen. Auch existiert eine 17 cm- Vinylsingle mit Werner Schwier, auf der u.a. die Titelmelodie in ihrer zweiten Variante musikalisch interpretiert wird.
Auf
www.youtube.com findet sich tatsächlich ein einsamer Clip zur Serie, der einige kurze Auszüge der Serie bietet und ohne Übertreibung als kleine Fernsehrarität angesehen werden kann. Vermutlich stammen diese aus den o.a. Super 8- Schmalfilmen.
"Es darf gelacht werden" war in den frühen 60ern ein ungemein erfolgreiches ARD- Unterhaltungsformat, das mir damals altersbedingt völlig unbekannt blieb und Fans der Reihe geradezu zum Sammeln der wenigen noch erhaltenen Memorabilien einladen könnte. Dazu würde dann allerdings auch ein Super 8- Projektor gehören müssen...
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