Murmeln, Klicker

Die Straßen zu Beginn der 60er waren weich, matschig und mit Pfützen übersät. Außer der Hauptstraße waren nur sehr wenige Straßen asphaltiert. Im Frühjahr nach der Schneeschmelze begann die Zeit des Murmelspielens. Überall erschienen Kinder mit ihren Leinensäckchen voller bunter Glaskugeln, verlagerten irgendwo am Straßenrand ihr Gewicht auf die rechte Ferse, drehten sich ein paar Mal schnell um die eigene Achse und fertig waren die Murmellöcher. Neben Murmeln waren auch noch Begriffe wie Klicker, vermutlich wegen dem Klick, den zwei aufeinander treffende Kugeln erzeugten, oder einfach Glaskugeln üblich. Es gab Murmeln oder Klicker aus verschiedenen Materialien und von unterschiedlicher Größe in den verschiedensten Farben und Muster. Die Grundeinheit waren Glaskugeln der Größe eins, die Einer. Dann gab es noch Zweier, die etwa doppelt so groß und Fünfer, die noch größer waren. Die ärmeren Kinder spielten meist mit bunten Lehmkugeln. Eine Einer-Glaskugel war fünf Lehmkugeln wert. Seltener waren Murmeln aus Marmor, ihr Wert entsprach etwa dem der Glaskugeln. Hatte sich ein Grüppchen (2 bis ca. 5 Mitspieler) gefunden, begann das Spiel.
Von dem Murmelloch (eine runde Kuhle mit ca. 10 cm Durchmesser) wurde ein Abstand von etwa 4-5 Schritten eingenommen. Als erstes wurde die Anzahl Murmel pro Spieler ausgemacht (mit 1, mit 2, mit 3 usw.). Mit 5 hieß z.B. das jeder Spieler mit 5 Einern oder einem Zweier und 3 Einern oder 2 Zweiern und einem Einer spielte. Danach wurde die Spielreihenfolge ermittelt. Dazu warf jeder eine Kugel in oder möglichst nahe an das Loch. Der Spieler, welcher das Loch traf oder dessen Kugel am nächsten an dem Loch liegengeblieben war, durfte beginnen. Hatten mehrere Spieler das Loch getroffen, wurde unter diesen ein weiterer Durchgang erforderlich, bis die Reihenfolge feststand. Bei dem Spiel selber, ging es wieder darum, seine Kugeln in das Loch zu werfen. Landeten alle Kugeln im Loch, hatte der letzte Werfer gewonnen und durfte alle Kugeln herausnehmen und behalten. Fielen einige daneben, was der Normalfall war, dann war wieder der Anfangsspieler an der Reihe. Die Murmeln, die das Loch verfehlt hatten, mussten von der Stelle, wo sie liegen geblieben waren, mit dem Zeigefinger in das Loch geschubst werden. Dabei durfte man die Kugel mit dem Finger nur kurz berühren und nicht etwa ein ganzes Stück lang schieben. Landete eine Murmel dabei im Loch, durfte der Spieler mit der nächsten Murmel fortfahren und so lange weiterspielen bis alle Murmeln im Loch gelandet waren. Man hatte jedoch nur einen Versuch pro Murmel. Wurde das Loch verfehlt, durfte der nächste Spieler die Murmeln in Richtung Loch schnipsen. Der Spieler, der schließlich die letzte Murmel in das Loch schnipste, hatte alle Murmeln im Loch gewonnen.

  • Zurück zur Übersichtsseite